Licata und seine Geschichte
Licatas Ursprünge reichen bis in die prähistorische Zeit des Paläolithikums zurück. Die offizielle Archäologie jedoch datiert die Gründung der Stadt, die durch Finzia, den Tyrannen von Agrigent, erfolgte, auf das Jahr 282 v. Chr.
Die Fruchtbarkeit des Bodens und die geografische Lage inmitten der Südküste Siziliens und an der Mündung des Salso-Himera-Flusses begünstigten bereits vor der griechischen Kolonialisierung den Aufstieg zahlreicher menschlicher Ansiedlungen. Das Gebiet war u. a. von dem Mykenern besiedelt, die den Mythos von Minos beeinflussten.
Die antike Ursprungsstadt, die in der Antike „Finziade“ hieß und sich auf dem Sant’Angelo-Hügel befand, der in der Antike Berg Ecnomos genannt wurde, überdauerte bis zur Epoche der römischen Herrschaft, als die Stadt plötzlich aufgegeben wurde und sich erst später wieder im flachen Teil des heutigen Licatas entwickelte.
Im Jahr 256 v. Chr. während des ersten punischen Krieges wurde im Meer um Licata die sog. Seeschlacht von Kap Ecnomos ausgetragen, bei der die Römer die Karthager besiegten, und hierdurch die Vorherrschaft über das Mittelmeer errangen und ihren Machtanspruch begründeten.
Unter römischer Herrschaft wurde die Stadt ein bedeutendes Handelszentrum. Die ersten Spuren früh-christlicher Präsenz fallen in den Zeitraum zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert, als die Basilianer-Mönche hier eintrafen, die die ersten christlichen Messen im Inneren von Felskirchen abhielten, bis dann im Jahre 580 n. Chr. Papst Gregor der Große auf Geheiß seiner Mutter, der seligen Silvia, die Kirche Santa Maria del Monte (alte Kathedrale der Stadt) den Benediktiner-Patern anvertraute.
Um das zwölfte Jahrhundert herum konzentrierten sich die Bewohner von Licata mehr und mehr auf den unteren innerhalb der Stadtmauern befindlichen Teil der Stadt, wo sodann in unmittelbarer Nähe des Meeres auch die Burg von S. Giacomo, das antike Limpiados, zur Verteidigung des Territoriums errichtet wurde. Unter der Herrschaft des Stauferkaisers, Friedrich II., wurde Licata im Jahre 1234 der Titel „Dilettissima“ verliehen, was ihr gestattete, den Staufen-Adler in ihr Stadtwappen mit aufzunehmen und sich als Staatsstadt am sizilianischen Parlament zu beteiligen.
In dieser Zeit tritt auch der heilige Karmeliter Angelo „Sant’Angelo“ auf, der nach Licata kam, um dort zu predigen und 1220 das Martyrium erlitt und später Schutzpatron der Stadt wurde.
1447 verlieh König Alfons I. Licata wegen ihrer Treue zum Hause Aragon den Titel „Fedelissima“, so dass zu dem Staufen-Titel noch dieser hinzukam. Aufgrund der Loyalität, die die Bürger den Herrschenden stets entgegengebracht haben, gewinnt die Stadt schnell die Sympathien der verschiedenen Herrscher.
Die spanische Periode ist die unruhigste, da Licata infolge von Hungersnöten, Pest, Erdbeben und türkischer Invasionen wirtschaftlichen und sozialen Schaden erleidet. Das dramatischste Ereignis ist die französisch-türkische Invasion am 11. Juli 1553, als die Stadt von den feindlichen durch den schrecklichen Dragut angeführten Truppen, die viel Blut vergießen und viele Opfer fordern, geplündert und verwüstet wird. Trotz dieser tragischen Ereignisse hat die Stadt immer einen Weg gefunden, sich wieder zu befreien, so auch als sie 1648 wegen einer Hungersnot an den Bischof von Girgenti verkauft wurde, jedoch zwei Jahre später wieder unter königlichen Herrschaft zurückkehrte.
Angetrieben von Adelsfamilien, Ordensgemeinschaften und Bruderschaften, die in der Stadt ein fruchtbares Klima für Kultur und Bildung verbreiten, wurde Licata zwischen dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert nach den dramatischen Ereignissen des vorigen Jahrhunderts komplett wiederaufgebaut und zunehmend mit kunstvollen religiösen und zivilen Bauten verschönert. In dieser Epoche entstehen verschiedene Kunstwerke der bekanntesten sizilianischen und nicht-sizilianischen Maler und die Arcadia-Akademie und das Serroviriano-Kollegs, das den Namen der freigiebigen Serrovira-Adelsfamilie trägt.
Im 19. Jahrhundert spielte die Stadt eine aktive Rolle bei den Aufständen gegen das in Sizilien herrschende Haus Bourbon und im Jahre 1861, ein Jahr vor der Einigung Italiens, kamen auch Nino Bixio und Menotto Garibaldi nach Licata, um dort Freiwillige für den berühmten von Giuseppe Garibaldi angeführten Einigungsfeldzug Italiens zu rekrutieren.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts floriert Licata, denn neben den Weizenfeldern ist nun der Schwefelabbau die Haupteinnahmequelle der städtischen Wirtschaft. Neben diesem wirtschaftlichen Aufschwung gibt es auch einen kulturellen Aufbruch, der durch die Klasse der Bourgeoise begünstigt wird und der Stadt durch den Bau verschiedener Adelspaläste und Villen im Jugendstil ein erneuertes künstlerisches und architektonisches Aussehen gibt.
Ein wichtiges Datum für die Stadt ist der 10. Juli 1943: An diesem Tag wird Licata Hauptdarsteller des geschichtsträchtigen D-Days, an dem die Befreiung Europas vom Faschismus und Nationalsozialismus durch englische und amerikanische Truppen begann, denn als diese erstmalig in Sizilien landeten, geschah das exakt an der Küste Licatas, von wo aus sie dann weiter in den Norden Italiens und Europas vordrangen. Dieses Ereignis erfasste die gesamte Stadt, die somit die erste war, in der die Amerikaner landeten.
Nach Ende des Krieges beginnt mit dem Niedergang des Schwefelabbaus eine Epoche des Verfalls, die dazu führt, dass es zu einer Massenauswanderung aus Licata in andere europäische Staaten und andere Kontinente kommt. Die Stadt verliert so einen Großteil ihrer Arbeitskräfte und die Wirtschaft erleidet einen harten Einbruch, der nur durch das lokale Handwerk und die Schiffswerften etwas abgefedert wird. Diese handwerkliche Kunstfertigkeit vollbringt noch heute Meisterleistungen im Bereich Restaurierung von Kunstschätzen und im Schiffsbau, wo sie die überlieferten Techniken mit den neuen Technologien verbindet.
Ende der achtziger Jahre erlebt die Stadt einen sportlichen Höhenflug, als die heimische Fußballmannschaft in die B-Liga aufsteigt, wodurch Licata in ganz Italien für sein “Sportwunder” bekannt wurde.
In den letzten Jahren schließlich hat die Stadt begonnen, ihr touristisches Potential auszubauen und ihr angenehmes Klima, das Meer, die jahrhundertealte Geschichte und das hochspannende geschichtliche, kulturelle und enogastronomische Erbe wertzuschätzen. Verschiedene Bed & Breakfast-Unterkünfte, Ferienanlagen für Club- und Hotelurlaub und andere Unterkunftsarten sorgen für ein umfassendes touristisches Angebot.