Baroque et Art Nouveau
Nach der tragischen französisch-türkischen Invasion im Jahre 1553 musste die Stadt zahlreiche verschiedene politisch-gesellschaftliche Wechselfälle durchleben, erholte sich jedoch dank eines reichhaltigen und vielgestaltigen kulturellen Aufstiegs, der durch die religiösen Ordensgemeinschaften und die Adelsgeschlechter vorangetrieben wurde. So wurden zwischen dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert Kirchen mit kunstvollen Fassaden erbaut oder restauriert und es entstanden etliche barocke Gebäude. Die religiöse Kultur war stark verwurzelt, wie die zahlreichen Klosterkirchen oder Bruderschaften wie Carmine und Sant’Angelo, San Francesco, San Domenico, SS. Salvatore, San Girolamo, Maria SS. della Carità und die wunderbare Kapelle des Schwarzen Kruzifix in der Kathedrale zeigen. Namhafte Maler und Architekten wie Filippo Paladini, Domenico Provenzani, Giovanni Battista Amico und Francesco Bonamici bereicherten die Kirchen mit wertvollen Gemälden und prächtigen Fassaden. Nicht nur Kirchen wurden gebaut, sondern auch imposante Palazzi wie die Adelspaläste Frangipane, Bosio und Cannada, die Licata zu einer Stadt der Kunst machten.
Der meistvertretene künstlerische Stil der Stadt ist jedoch der Jugendstil. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erstarkte Licatas Wirtschaft durch den Schwefelabbau, der das Wohlergehen der Stadt in vielerlei Hinsicht begünstigte. In dieser Zeit wurden der für den Jugendstil typischen Blumenkunst folgend etliche Adelspaläste und Villen sowie Residenzen der reichen Industrie- und Landbourgeoisie erbaut. Der wichtigste Vertreter des sizilianischen Jugendstils, der aus Palermo stammende Architekt Ernesto Basile, entwarf das Rathaus und die Villa des Cavalliere Urso. Die Fresken vieler Gebäude verdankt die Stadt dem aus Palermo stammenden Maler Salvatore Gregorietti. Regionale Künstler sowie der Architekt Filippo Re Grillo, Autor des nach ihm benannten Theaters, und der Ingenieur Antonino Reche gaben dem Jugendstil, der für die Stadt so kennzeichnend ist, ihre ganz persönliche Prägung. Typische Elemente des Jugendstils sind unter anderem: schmiedeeiserne Balkone und Geländer, feine Holzmöbel von Ducrot, Fresken und Wandteppiche mit Naturmotiven, orientalische Figuren, Putten, Buntglasfenster mit Blumenmustern und kunstvolle florale Keramik.